Hass spaltet, hetzt auf, tötet





Mit fesselnder Stimme trug die Kantorin Svetlana Kundish das jüdische Gebet „El Male Rachamim – Gott voller Erbarmen“ vor. Zuvor betonte die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Braunschweig die Wichtigkeit solcher Gedenktage, damit die Ereignisse um die Ermordung der Juden im Dritten Reich „im Gedächtnis bleiben“. Mit den mahnenden Worten „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern bereits Viertel nach zwölf“ alarmierte die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde vor wiederaufflammender Rechtsradikalität und Antisemitismus.
So stellte die Teilnahme an Veranstaltungen, die auf ein friedliches Miteinander abzielen, auch für Schülerinnen und Schüler einen lebensnahen und bedeutsamen Bezug dar. Sie trägt zu einem wesentlichen Verständnis von Geschichtsbewusstsein bei, indem Vergangenes im Hier und Jetzt und in Anlehnung an künftige Geschehnisse differenziert wahrgenommen wird.
Zur thematischen Aufbereitung setzten sich die Schülerinnen und Schüler zuvor mit den kontextuell wesentlichen Themenbereichen der Novemberpogrome auseinander. Im Rahmen dessen beschäftigten sie sich kritisch mit den Begrifflichkeiten des „Antisemitismus“ und der „Rassentrennung“. Auch die Ereignisse der Reichspogromnacht und die ab 1933 zur antisemitischen Hetze eingesetzten Judenboykotte wurden inhaltlich aufgearbeitet. Dabei wurden auch ortsbezogene Ereignisse, wie die Vorkommnisse gegenüber dem 17-jährigen Hans Marburger, konkretisiert. Der Versuch einer Rekonstruktion des chronologischen Ablaufs der Geschehnisse in Peine wurde den Schülerinnen und Schülern mit Hilfe des Vortrags von Dr. Jens Binner ermöglicht. Die thematische Auseinandersetzung mit weiteren regionalgeschichtlichen Dokumenten, wie mit Ausschnitten aus der Peiner Tagespost und Anordnungen an die damalige Synagogengemeinde, vertiefte den ortsrelevanten Bezug. Eine abschließende Kommunikationsrunde bot den Schülerinnen und Schülern Raum für einen reflektiven Gedankenaustausch.
Alles in allem schaffte die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung einen lebendigen und regionalgeschichtlichen Zugang, der im üblichen Geschichtsunterricht eher hintergründig bleibt. Sie hinterließ so Spuren, die im Sinne eines historischen Denkens unerlässlich sind.
Text und Foto: A. Yilmaz